Senja, Winter-Wunder-Land
März 2018
Die Reise
Nun zog es mich inzwischen schon das vierte Jahr im Winter weit in den Norden, auf die Insel Senja in Norwegen - ca. 300km nördlich von Polarkreis. Da mag sich sicher der ein oder andere fragen, was zieht einen denn da hin? Ganz einfach: Das Winter Wonder Land
Tief verschneite Landschaften geben auch jetzt im März noch ein "richtiges" Gefühl von Winter. Und neben diesen wunderschönen Landschaften kann man auch Elche, Rentiere und viele Vögel fotografieren. Mein absolutes Highlight sind aber die Polarlichter!
Aber Vorsicht: Polarlichter können süchtig machen! :-)
Anreise
Auto
Theoretisch ist es möglich, die ca. 2.650 km (von Berlin) mit dem Auto über mehrere Tage verteilt zu fahren. Praktisch würde ich es nicht empfehlen, da die Norweger die Straßen zwar vom Schnee freihalten aber nicht salzen und sie fast überall von einer dünnen Schicht Eis überzogen sind. Deswegen fahren alle mit Spikes, was wir in Deutschland nicht dürfen.
Flugzeug
Norwegian.com bietet günstige Flüge ab Deutschland, meist mit einem Zwischentopp in Oslo. Als Zielflughäfen bieten sich Bradufoss oder Tromsø an.
Mietwagen
Direkt an den Flughäfen kann man sich Autos mieten, die auch immer mit den notwendigen Spikes ausgerüstet sind. Allradantrieb ist - je nachdem was man vor hat - zu empfehlen, aber nicht zwingend notwendig. Die Preise sind etwas höher als in Deutschland.
Dieses Jahr habe ich einen Toyota bekommen und irgendwann sind alle Warnlampen angegangen, weil sich die Elektronik verabschiedet hat. Ich habe direkt bei der Autvermietung angerufen und dort den Tipp bekommen: "Einfach ignorieren und weiterfahren. Die Toyotas sind nicht für norwegische Verhältnisse gemacht, vertragen die Kälte und den Schnee in den Radkästen nicht besonders gut. Abwarten, wenn es ein paar Grad wärmer wird gibt sich das Problem von allein..."
Und was soll ich sagen, die haben Recht behalten... :-)
Das Wetter
Wer sich nach Winter sehnt ist hier oben genau richtig! Sonne, Schneesturm (50cm Neuschnee in einer Nacht) und Temperaturen zwischen 0° - -30°C, alles ist möglich. Wobei das Wetter extrem davon abhängig ist, wo man sich auf der Insel befindet: Direkt am Fjord wird die Temperatur vom Golfstrom beeinflusst und ist immer etwas höher als im Inselinneren.
Die besten Erfahrungen mit der Vorhersage haben wir mit der lokalen Wetterseite aus Norwegen gemacht:
https://www.yr.no/place/Norway/Troms/Lenvik/Finnsnes/
https://www.yr.no/place/Norway/Troms/Lenvik/Botnhamn/
https://www.yr.no/place/Norway/Troms/Tran%C3%B8y/Stonglandseidet/
Landschaftsfotografie
Die Winterlandschaft bietet unendlich viele schöne Motive, speziell für die Panoramafotografie. (3 Bilder vertikal, Brennweite=24mm)
Eines meiner Lieblingsmotive sind die Devil Teeth, eine sehr spannende Felsformation. Diese lässt sich vom Rastplatz Tungeneset in Richtung Norden zum einen sehr schön als Reflektion in den Gezeiten-Pools fotografieren. Und zum anderen hat man die Möglichkeit, mit Langzeitbelichtungen an den Pools zu spielen, um die hereinschlagenden Wellen einzufangen. (t=2 sec.)
Elche
In den letzten Jahren haben wir Elche unterschiedlich oft beobachten können. Die Einheimischen sagen, dass sie, wenn es im Gebirge besonders viel geschneit hat, an den Fjord herunter kommen, wo sie leichter laufen können und mehr zu fressen finden.
Am besten sind sie von der Straße aus dem Auto heraus zu entdecken. Autos nehmen sie nicht als Bedrohung wahr und man kann sie gut (mit Rücksicht auf den wenigen Verkehr) fotografieren.
Wenn man aussteigt sind sie oft sehr scheu und haben eine hohe Fluchtdistanz. Und als Schwierigkeit kommt dazu, dass sie oft im Unterholz stehen und manuell fokussiert werden muss, da ja auf den Elch und nicht auf die im Vordergrund vorhandenen Äste/Zweige scharf gestellt werden soll.
Rentiere
Die meisten Rentiere sind als Haustiere auf Senja an den Menschen gewöhnt und nicht besonders scheu. Teilweise werden sie von den Besitzern gefüttert und kommen auch dicht an den Fotografen heran.
Uns sind inzwischen drei Herden bekannt. Und die Herausforderung ist hier, einzelne Tiere oder kleinere Gruppen aus der Herde frei zu stellen.
Vögel
Einige Norweger haben an ihren Häusern kleine Futterstationen eingerichtet, so wie wir es auch aus Deutschland kennen. In deren Nähe lassen sich die typischen Gäste wie Blau-, Kohl- und Sumpfmeise, Grünfink und auch der etwas scheue Gimpel fotografieren.
Im Wald dagegen hatten wir dieses Jahr das Glück, den Seidenschwanz in seiner Heimat zu beobachten.
Husky-Schlitten-Tour
Ein Tag, nachdem ein Schneesturm durchgezogen war, strahlte die Sonne am stahlblauen Himmel und wir hatten die Gelegenheit, eine Husky-Schlitten-Tour mit https://www.senjahusky.no/ zu machen. Ein unvergessliches Erlebnis!
Schon beim Anspannen der Huskies haben wir kräftig mit Hand angeleg und sind so den Hunden sehr nahe gekommen. Denn während der Tour ist es wichtig, als Team zu agieren, und das besonders, wenn die Spur durch den Neuschnee fast verschwunden ist. Denn dann ist es teilweise richtige Arbeit mit dem Schlitten vorwärts zu kommen - bereitet aber umso größeren Spaß!
Und Spaß hatten wir alle, die Hunde waren kaum zu bändigen. Unser Guide Jonny zeigte uns mehrere schöne Foto-Spots. Er drehte an einem Hang eine extra-Runde durch den Tiefschnee, so dass ich seine Hunde vor dem Schlitten voll in Aktion fotografieren konnte.
Helikopter Rundflug
Ein ebenso unvergessliches Erlebnis ist es, die Insel mal aus der Vodelperspektive zu betrachten.
Danke an Anders Hanssen für die Organisation.
Polarlichter
Ich muss gestehen, seitdem ich 2015 mein erstes Polarlicht gesehen habe, bin ich süchtig!
Dieses Jahr konnten wir das Polarlicht in 6 der 9 Nächte sehen, in zwei davon sehr stark. So weit oben im Norden hat man dann das einzigartige Phänomen, dass die Lichter direkt über einem aus einem Punkt entstehen zu scheinen, man kann sie dann mit bloßen Auge tanzen sehen.
- t=3 sec.
- f=2.8
- ISO=3.200
- Blende=15mm
Weitere Informationen zur Technik der Aufnahme von Polarlicht findet ihr im Blogbeitrag vom 17. März 2015.